Dichten und Kleben von
Sanitär-Acryl
Mit der Fertigung von Dusch- und Badewannen aus Sanitär-Acryl hielt ein neuer Werkstoff Einzug in das Badezimmer. Dieser Kunststoff aus der Familie der Thermoplaste lässt sich unter Wärmeeinwirkung in fast jede Form bringen und ermöglicht eine Vielzahl an Gestaltungsvarianten, die in den traditionellen Werkstoffen Guss, Emaille oder Sanitärkeramik nicht denkbar sind. Dazu kommen die vielfältigen Möglichkeiten der farblichen Gestaltung. Aufgrund ihrer hervorragenden Nutzeigenschaften – Acryl lässt sich leicht reinigen und ist schlag- und stoßfest – erfreuen sich Badobjekte aus Sanitär-Acryl zunehmender Beliebtheit.



Problembereiche
- Bade- und Duschwannen aus Sanitär-Acryl sind sowohl thermisch als auch mechanisch insgesamt höheren Beanspruchungen ausgesetzt als traditionelle Modelle aus Guss, Emaille oder Keramik.
- Die Formenvielfalt bringt zum einen für den Anschluss an den Wandbereich ungünstige Randausbildungen mit sich, zum anderen stehen kaum vorgefertigte Dämmelemente zur Verfügung.
- Wachsschichten auf Sanitär-Acryl können die zuverlässige Haftung üblicher Sanitär-Silicone beeinträchtigen
- Eine “Dreiflankenhaftung” muss unbedingt vermieden werden.
Fachgerechte Montage
Für eine korrekte Montage von Bade- und Duschwannen (ohne EPS-Wannenträger) aus Sanitär-Acryl ist unbedingt darauf zu achten, dass alle vom Sanitärhersteller empfohlenen Wandbefestigungshaken fachgerecht montiert sind. Des Weiteren muss die “Fußkonstruktion” der Acryl-Wanne so montiert bzw. eingestellt sein, dass ein Bewegen ausgeschlossen ist.
Damit eine sichere Verbindung zwischen Estrich und “Fußkonstruktion” gewährleistet ist, müssen optimal geeigneten Klebstoffe eingesetzt werden. Die PU-Klebstoffe OTTOCOLL® P 83 bzw. OTTOCOLL® P 85 ermöglichen die Erstellung von extrem schnellen und hoch klebfesten Verbindungen zwischen Kunststoff und diversen Untergründen wie Spanplatten, Beton oder einem alten Fliesenbelag. Außerdem sind diese Klebstoffe für die Klebung von Antidröhnmatten auf die Wandinnenseiten zur Reduzierung der Wassergeräusche geeignet.
Eventuell vorhandene Hohlräume sollten aus Gründen der Körperschall- und Wärmedämmung mit Mineraldämmstoffen (Glas- oder Steinwolle) ausgestopft werden.
Risikobehaftete Wandbefestigung im Leichtwandbereich
Ist nur eine Leichtbauwand vorhanden, sollte grundsätzlich vom Einbau einer Dusch- oder Badewanne aus Sanitär-Acryl abgeraten werden. Wenn der Bauherr dennoch nicht darauf verzichten will, ist eine entsprechend solide bzw. stabile Wandkonstruktion unbedingte Voraussetzung für den nachfolgenden Einbau der Sanitärobjekte. Im Bereich der Wandbefestigungen bedeutet das einen Ständerwerkabstand von maximal 300 mm (anstelle des üblichen Abstandes von 625 mm) und eine Beplankungsstärke von mindestens 25 mm (also aus einer doppelten Lage Gipskartonplatten). Bei der Verwendung von Gipsfaserplatten sollte die Beplankungsstärke mindestens 20 mm betragen.
Alternativen zu EPS-Wannenträgern
Zur Verhinderung der Übertragung von Körperschall sollte vom Installateur vor der Montage von Bade- und Duschwannen ein Schallschutzband (wie das selbstklebende OTTOFLEX Schallschutzband) am Wulst der Wanne aufgeklebt werden, um den direkten Kontakt zwischen Wand und Wanne zu verhindern.
Vorgefertigte EPS-Wannenträger dämmen Körperschall, halten gleichzeitig die Badewassertemperatur lange konstant und ermöglichen eine schnellere und leichtere Ausführung der Montage – und sind daher meist die erste Wahl.
Was aber, wenn – wie es bei Badobjekten aus Sanitär-Acryl aufgrund ihrer Formenvielfalt meist der Fall ist – kein entsprechender EPS-Wannenträger erhältlich ist? In diesem Fall obliegt es dem Installateur (und oft genug dem Fliesenleger), eine entsprechende Konstruktion selbst auszubilden.
Diese könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen: Einbau mit EPS-Elementen, welche bereits werkseitig auf beiden Seiten mit einem (meist hydraulischen) Dünnbettmörtel sowie einem Glasfasergitter, das zur Stabilisierung in die Spachtelschicht mit eingelegt wurde, beschichtet sind. Diese werden mit einem Hybridklebstoff oberseitig zum Sanitär-Acryl sowie unterseitig zum Estrich geklebt. Hierzu eignen sich Hybrid-Kleb- und Dichtstoffe wie z.B. OTTOCOLL® M 500 oder OTTOCOLL® M 540. Beide sind siliconfrei und nicht korrosiv.
Bei Acryl-Badewannen mit einer sehr breiten Auflagefläche kann durch eine zusätzliche Unterstützung mit PU-Schaum die Festigkeit der Gesamtkonstruktion stabiler gestaltet werden. Der schnell härtende OTTOPUR Turbo, ein 2K‑PU‑Kartuschenschaum, ist innerhalb weniger Minuten belastbar.
Eine weitere mögliche Variante kann folgendermaßen aussehen: Die Acryl-Wanne wird mit plan ebenen Porenbetonsteinen untermauert, welche mit einem geeigneten Dünnbettmörtel auf den Estrich geklebt werden. Die Verbindung zwischen Wanne und Porenbetonsteinen wird anschließend mit OTTOPUR Turbo hergestellt und ermöglicht einen zügigen Arbeitsablauf. Dieser Kartuschenschaum, der bei einer Verarbeitungstemperatur von 20 °C nach etwa 3 Minuten schneidbar ist, erreicht seine Endfestigkeit nach 10 min. Der ausgehärtete Schaum ist wasserfest, unlöslich, verrottungsfest und nicht gesundheitsschädlich. Außerdem ist er frei von Formaldehyd, PCB, PCP und FCKW.
Abdichtungsanschluss zwischen Sanitär-Acryl und der Verbundabdichtung unter Fliesen oder Platten
Sollte sich bei nicht zugänglichen Bereichen der Badewanne bzw. Duschtasse aus Sanitär-Acryl keine Verbundabdichtung erstellen lassen, so ist zur Herstellung des Abdichtungsanschlusses zwischen Sanitär-Acryl und Verbundabdichtung nach DIN 18534 auch der Einsatz eines Dichtbandes – wie das OTTOFLEX Wannenranddichtband – zulässig.
Wachsschichten auf Sanitär-Acryl
Die auf dem Sanitär-Acryl aufgebrachte Wachsschicht ist leicht zu reinigen, schützt vor Verschmutzung und verursacht ein angenehmes Hautgefühl. Da sie jedoch die sichere Haftung einer Siliconabdichtung verhindert, muss diese Schicht an den zu silikonierenden Stellen mit einem sanften, aber effektiven Reiniger entfernt werden, der einerseits das Material nicht angreift und andererseits die Haftung verbessert. Der OTTO Cleanprimer 1101 erfüllt diese beiden Anforderungen: er dient der Reinigung und gleichzeitigen Haftverbesserung auf verschiedenen Kunststoffen und gewährleistet somit die zuverlässige Haftung.
Dreiflankenhaftung
Hierbei handelt es sich um eine Anhaftung des Dichtstoffes am Boden des Fugenraumes, die grundsätzlich zu vermeiden ist. Die auftretenden Bewegungen lassen sich erfahrungsgemäß nur bei einer Zweiflankenhaftung in Verbindung mit einer Fugenhinterfüllschnur schadlos aufnehmen. Die wasserabweisenden OTTO PE-Rundschnüre aus geschlossenzelligem PE nach DIN 18540 sind von 6 bis 50 mm Durchmesser erhältlich.
Zur Verdeutlichung: Selbst bei fachgerechter Ausführung mit einem Premium-Sanitärdichtstoff, wie OTTOSEAL® S 100, der ca. 25 % der Bewegung aufnimmt, entspricht das bei einer Fugenbreite von 10 mm einer maximalen Bewegung von ca. 2,5 mm! Das lässt klar erkennen, wie wichtig es ist, im Vorfeld alle möglichen Schadensursachen für ein Abreißen des Silicondichtstoffes auszuschließen. Dazu zählt unbedingt die Vermeidung der Dreiflankenhaftung. OTTOSEAL® S 100 kann grundsätzlich überall dort verwendet werden, wo dauerhaft und flexibel abgedichtet werden muss: zur Ausbildung der Anschlussfugen zwischen Fliesen und Waschbecken, Badewanne und Duschabtrennung, aber auch für Dehnungsfugen im Boden- und Wandbereich. Seine fungizide Ausrüstung verhindert über einen langen Zeitraum die Bildung von Schimmelpilzen. Eine breite Farbpalette ermöglicht die farblich angepasste Gestaltung gerade im Zusammenhang mit farbigen Badobjekten aus Sanitär-Acryl.
Alternativ zu OTTOSEAL® S 100 bieten wir mit OTTOSEAL® S 130 und OTTOSEAL® S 140 Silicone an, die mit der OTTO Fungitect® Silber-Technologie ausgerüstet sind für längeren Schimmelschutz in hoch belasteten Bereichen.